2. Usedomer Herzinsuffizienz Symposium
100 Mediziner und Wissenschaftler tagten in Heringsdorf
Herzspezialisten im Norden und Osten Deutschlands wollen enger kooperieren, um die Herzschwäche als weitverbreitete Erkrankung in einer alternden Gesellschaft effektiver therapieren zu können. Über Behandlungsmöglichkeiten und wissenschaftliche Entwicklungen berieten am 18. Juni 2016 etwa 100 Mediziner und Wissenschaftler im Steigenberger Hotel Heringsdorf auf dem 2. Herzinsuffizienz-Symposium. Eingeladen dazu hatten die Herzspezialisten des Klinikums Karlsburg, die sich auf diese Erkrankung spezialisiert haben und hohes medizin-technisches Know-how besitzen. „Die Herzschwäche gewinnt durch die demografische Entwicklung enorm an Bedeutung, besonders in unserer Region“, sagte Prof. Dr. Hans-Georg Wollert, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Klinikum Karlsburg. Er hatte mit seinem Team namhafte Mediziner aus ganz Deutschland zur Diskussion eingeladen und will daraus eine Tradition werden lassen, um älteren Menschen in der Region besser helfen zu können. Unter anderem berichtete in Heringsdorf der renommierte Berliner Herzchirurg Prof. Dr. Roland Hetzer (72) über die Therapien im Wandel der Zeit. Als Ärztlicher Direktor hatte er einst maßgeblich das Deutsche Herzzentrum Berlin und dort das größte Kunstherzprogramm der Welt aufgebaut und geleitet. Aus dem Land Mecklenburg-Vorpommern stellten neben den Karlsburger Medizinern auch die Herzspezialisten Prof. Dr. Gustav Steinhoff aus Rostock und Prof. Dr. Stefan Felix aus Greifswald die von ihnen beforschten Therapieansätze vor.
Unter einer Herzinsuffizienz, einer eingeschränkten Pumpleistung des Herzens, leiden in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen. Laut Statistik ist die Herzinsuffizienz bei Männern die vierthäufigste und bei Frauen die zweithäufigste Todesursache. Weltweit wächst die Zahl der Patienten, die unter einer Herzschwäche leiden, enorm, sagte Herzchirurg Dr. Lutz Hilker. Diese Entwicklung, so Hilker, bestätigten auch Zahlen des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg. Dort sprechen die Spezialisten von einer „Epidemie“, weil 20 Prozent der älteren Bevölkerung von Herzinsuffizienz betroffen sind. Allein die Kosten für deren gesundheitliche Versorgung stiegen in den Jahren von 2000 bis 2013 um 40 Prozent. „Die Tagung in Heringsdorf gab einen guten Überblick über Behandlungsmöglichkeiten bei Herzschwäche und hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, die neuesten Entwicklungen zu kennen“, erklärte Dr. Christine Bahr, Internistin und Kardiologin aus Pasewalk, am Rande. Sie arbeitet seit langem gut mit dem Klinikum Karlsburg zusammen.
Bei einer Herzinsuffizienz werden zunächst medikamentöse und Schrittmacher-Therapien angewandt. Sind diese ausgeschöpft, kommt für den Patienten die Herztransplantation oder die Implantation eines sogenannten LVAssist Systems (LVAD) in Betracht. Bei den LVAD-Systemen handelt es sich um eine mechanische Miniherzpumpe, die in die Spitze der linken Herzkammer eingesetzt wird und pro Minute rund fünf Liter Blut in den Kreislauf pumpt. Die Pumpe wird über eine Driveline, die aus dem Bauchraum herausgeführt wird, mit Energie aus Batterien versorgt. Im Klinikum Karlsburg werden die Herzpumpen seit dem Frühjahr 2013 implantiert. Karlsburg ist das einzige Zentrum im Nordosten mit so einem Angebot für die Patienten. „Die mechanischen Pumpen haben sich wegen des eklatanten Mangels an Spenderorganen zu einer tragenden Säule der Herzinsuffizienz-Therapie entwickelt, sie sind eine sinnvolle Alternative“ betonte der Karlsburger Herzchirurg Dr. Lutz Hilker. Er betreut gegenwärtig 18 Patienten in Mecklenburg-Vorpommern, die mit der Herzpumpe wieder ein weitgehend normales Leben führen können. Einige Patienten und ihre Angehörigen waren Gäste der Tagung. Das in Planung befindliche 3. Usedomer Herzinsuffizienz-Symposium im Sommer 2017 wird die LVAD-Systeme und deren Nachsorge ins Zentrum der Debatte rücken.
Im Gespräch die Herzspezialisten von links: Prof. Dr. Gustav Steinhoff (Uniklinikum Rostock), Prof. Dr. Jens Garbade (Herzzentrum Leipzig) und Prof. Dr. Dr. h.c. Roland Hetzer (ehemals Herzzentrum Berlin).
Prof. Dr. Wolfgang Motz, Ärztlicher Direktor des Klinikums Karlsburg, in der Pause.
Spannende Referate beim Usedomer Symposium.