Karlsburger Herzmediziner hatten zum 16. November zur Herzinsuffizienz-Tagung eingeladen
Am Samstag gab es ein herzliches Wiedersehen. Rund ein Dutzend Patienten mit Herzunterstützungssystem war der Einladung der Karlsburger Herzspezialisten zur Fachtagung „Mein Herz – Kunstherz – Dein Herz“ nach Greifswald in den Kulturbahnhof gefolgt. Manfred Gipp, Volkmar Gamradt, Gerd Roggow und Heide Petrowski gehören zu den Patienten, die in den vergangenen zehn Jahren im Klinikum Karlsburg ein Kunstherz implantiert bekamen. Zur Lebensrettung bzw. zur Überbrückung, bis ein Spenderherz zur Verfügung steht. „Ich hatte ein Riesenglück“, erzählte Heide Petrowski. Sie bekam im Jahr 2019 ein Spenderherz, fünf Jahre hatte sie mit einer Herzpumpe darauf gewartet. Nur wenige der schwerkranken herzinsuffizienten Menschen können in Deutschland darauf hoffen.
Die Zahl der Organspender stagniert, erklärte Prof. Dr. Markus Barten vom UHGZ Hamburg. Nur 330 Herztransplantationen deutschlandweit, das sei „eine beschämende Statistik“. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern gäbe es in Deutschland keine Mehrheiten für die Widerspruchslösung, die die generelle Organentnahme vorsieht, außer jemand hat zu Lebzeiten widersprochen. Prof. Barten ist für Mediziner und Patienten in Vorpommern Ansprechpartner für Herztransplantationen.
Die Tagung, die sich mit der „Volkskrankheit Herzinsuffizienz“ befasste, war vom Herzteam des Klinikums Karlsburg initiiert worden. Die chronische Herzschwäche ist seit langem Spezialgebiet. PD Dr. Alexander Kaminski, Direktor der Klinik für Herzchirurgie in Karlsburg, begrüßte die rund 150 Gäste, darunter Politiker, Mediziner und Patienten. Er forderte zum regen Gedankenaustausch über Versorgungsstrukturen, Therapien und neueste technische Entwicklungen auf.
Einen Überblick über die Herzerkrankungen in Vorpommern gab Prof. Dr. Marcus Dörr von der Unimedizin Greifswald. Im Jahr 1997, so Prof. Dörr, sei die Lebenserwartung im Nordosten drei Jahre niedriger als im Westteil des Landes gewesen. Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes seien auch zehn Jahre später noch besonders hoch. Nur am Alter der Bevölkerung in der Region sei der Unterschied nicht festzumachen. Kardiologe Dr. Jens Placke aus Rostock wies darauf hin, dass die Herzinsuffizienz auch deshalb zunehme, weil viele Patienten durch die Therapien Herzinfarkte überleben und älter werden.
Der Karlsburger Kardiologe Dr. Basil Alkhlout, der das Herzinsuffizienz-Team im Klinikum Karlsburg leitet, erklärte ausführlich die Therapieoptionen bei verschiedenen Schweregraden der chronischen Herzschwäche und zeichnete die Chancen auf. Er wies auch darauf hin, wie wichtig die psychologische Betreuung der Pumpenpatienten ist. Die Veranstaltung kam bei den Teilnehmern gut an und soll künftig regelmäßig stattfinden.