„Es ist ein gutes Gefühl, Menschen eine neue Lebensqualität zu schenken. Vor allem, wenn sie in ihrer Heimat kaum Chancen auf plastisch-chirurgische Eingriffe haben“, betont Oberarzt Dr. med. Lennart Muras, Anästhesist am Klinikum Karlsburg. In vielen Ländern der Welt sei es nicht wie in Deutschland selbstverständlich, dass Menschen mit angeborenen Fehlbildungen im Gesicht oder nach schweren Entstellungen durch Verbrennungen, Unfällen oder Krieg geholfen wird. Der Mediziner aus Karlsburg engagiert sich deshalb für den gemeinnützigen Verein Interplast-Germany, der sich aus Spenden finanziert und in Entwicklungsländern medizinisch notwendige Operationen ermöglicht. Im Frühjahr 2024 nahm Dr. Lennart Muras an einem zweiwöchigen Einsatz im nordöstlichen Amazonasgebiet von Bolivien teil.
Als Mitglied eines neunköpfigen Teams von Interplast Germany e.V., Sektion Bad Kreuznach, ging es in die 100.000-Einwohner-Stadt Riberalta, die nur geringe Ressourcen für plastisch-chirurgische Operationen besitzt. Nach einer über 36-stündigen Anreise traf das Team unter Leitung von Unfallchirurg Dr. Hubert Sax mit 18 Koffern voller Ausrüstung am Zielort ein. Im Hospital der Stadt warteten bei Ankunft weit über 100 Patienten und Angehörige hoffnungsvoll darauf, untersucht zu werden und vielleicht eine Chance auf eine Operation zu erhalten. Gemeinsam mit dem örtlichen Chefarzt der Chirurgie Dr. Huascar Suarez wurde entschieden, welche Operationen am dringendsten erfolgen sollten. Um möglichst viele Eingriffe zu ermöglichen, wurde an drei OP-Tischen parallel operiert und das Team von zahlreichen Mitarbeitern des Krankenhauses tatkräftig unterstützt. Es konnten insgesamt 135 Eingriffe, darunter viele bei Kleinkindern, durchgeführt werden. Insbesondere Leistenbrüche, Verbrennungsfolgen, Schilddrüsenvergrößerungen, Fehlbildungen an Händen und Füßen sowie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten wurden versorgt.
Schwierige Bedingungen für das Narkoseteam
Das dreiköpfige Anästhesie-Team unter Leitung von Dr. Lennart Muras, Oberarzt am Klinikum Karlsburg, stand vor der Aufgabe, eine sichere Narkose auch mit beschränkten Ressourcen zu gewährleisten. Zum Beispiel fehlte es an ausreichend Narkosegeräten, so dass Patienten oftmals während der gesamten Operation per manuellem Beatmungsgerät versorgt werden mussten. Dank guter Vorbereitung und enger Zusammenarbeit im Team und mit den einheimischen Schwestern gelang es, die oftmals kleinen Patienten gut durch die Operation und die Zeit danach zu begleiten. Sicherlich, so Dr. Lennart Muras, halfen hierbei auch gespendete Kuscheltiere, „die gerade den Kindern trotz großer Anspannung vor und nach den Eingriffen ein Lächeln auf die Lippen zauberten“.
Den Patienten, so Dr. Lennart Muras, wurde die Chance auf ein „selbstbestimmteres Leben ohne Stigmata“ ermöglicht. „Erschöpft, aber glücklich und dankbar für die vielen erfolgreich operierten Patienten“, sei das Team wieder zurückgekehrt – nicht ohne den nächsten Einsatz in Riberalta mit dem örtlichen Chirurgen bereits verabredet zu haben.
Sie möchten den nächsten Einsatz unterstützen? Jede Spende hilft! INTERPLAST Germany IBAN DE12 5605 0180 0010 0337 77 Sparkasse Rhein-Nahe; Stichwort: Riberalta, Bolivien