3. Usedomer Herzinsuffienz Symposium 2017
Umarmungen, Händeschütteln, Tränen der Freude und Erleichterung. Emotionale Momente am Rande einer Tagung von Medizinern am Samstag im Steigenberger Grandhotel Heringsdorf. Monika Wahrmann aus Beselin bei Rostock wird von Ärzten und Patienten aus Karlsburg begrüßt. Die 57-Jährige bedankte sich herzlich bei den Herzchirurgen aus Karlsburg: bei Oberarzt Dr. Lutz Hilker und bei Prof. Dr. Hans-Georg Wollert, Direktor der Klinik für Herzchirurgie. Diese hatten ihr 2014, als Ihr Herz nur noch eine geringe Pumpleistung besaß, mit der Implantation einer mechanischen Miniherzpumpe das Leben gerettet. Im Jahr 2016 erhielt Monika Wahrmann dann am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ein Spenderherz – angesichts des eklatanten Mangels an Spenderorganen ein großes Glück. Nach einigen Komplikationen sei nun alles „auf einem guten Weg“.
Zum dritten Mal veranstaltete das Klinikum Karlsburg auf der Insel Usedom ein Symposium zur Herzinsuffizienz (Herzschwäche), um Medizinern und Wissenschaftlern Gelegenheit zum Wissens- und Gedankenaustausch zu geben. Unter der Herzinsuffizienz leiden in Deutschland rund 2 Millionen Menschen. „Waren es im Jahr 2000 deutschlandweit rund 240.000 Patienten, die mit der Diagnose Herzinsuffizienz in eine Klinik aufgenommen wurden, waren es 2014 schon 433.000. Das entspricht nahezu einer Verdopplung in 15 Jahren“, sagte Dr. Lutz Hilker vor den rund 100 angereisten Medizinern. Im Klinikum Karlsburg ist die Therapie der Herzinsuffizienz ein großer Schwerpunkt. Die Herzspezialisten um ihren Ärztlichen Direktor, Prof. Dr. Wolfgang Motz, haben in den vergangenen fünf Jahren sehr erfolgreich ein „Kunstherzprogramm“ aufgebaut. Bei herzinsuffizienten Patienten werden nach Ausschöpfung aller anderen Therapieoptionen inzwischen routinemäßig Herzunterstützungssysteme implantiert. Durch die LVAD-Systeme (Left Ventricular Assist Devices) oder auch Miniherzpumpen konnte in Karlsburg bislang 24 Frauen und Männern geholfen werden. Viele dieser Patienten besuchten die Tagung. Denn im Mittelpunkt standen diesmal Komplikationen und Behandlungsoptionen bei Herzunterstützungssystemen.
Der Herzinsuffizienz-Spezialist führe immer noch ein „Schattendasein“, meinte Prof. Dr. Paul Mohacsi, Chefarzt der Universitätsklinik für Kardiologie in Bern. Das sei vollkommen unverständlich angesichts der „Epidemie“ von Patienten. Bei der Tumor-Diagnose werde sofort zum Spezialisten überwiesen, der Patient mit Herzschwäche aber oft nicht angemessen therapiert. Der Schweizer Mediziner plädierte für ein Heart-Team, das nicht nur in der Klinik existiert, sondern die Niedergelassenen einschließt. Die Herzschwäche gelte es möglichst frühzeitig zu behandeln.
„Wir müssen uns darauf einstellen, dass künftig auch LVAD-Patienten von uns in der Niederlassung betreut werden. Ein Klinikum ist angesichts der wachsenden Zahlen irgendwann nicht mehr in der Lage, die aufwändige Nachbetreuung für diese Patienten zu gewährleisten“, sagte Dr. Christine Bahr, Kardiologin in Pasewalk. Gerade im ländlichen Raum seien Ärzte und Politiker gefragt, neue Wege zu gehen. Sie denke derzeit über eine mobile Praxis mit mobilem Untersuchungsgerät nach.