Erwachsenendiabetes

Formen des Diabetes

In Deutschland sind ca. acht Prozent der Bevölkerung an Diabetes erkrankt. Im Nordosten der Bundesrepublik sind es sogar zehn Prozent der Bevölkerung. 

Bei dem allergrößten Teil der Erkrankten (95%) liegt ein sogenannter Typ 2 Diabetes vor. Der Typ 2 Diabetes, früher auch als Altersdiabetes bezeichnet, tritt in den meisten Fällen nach dem 40. Lebensjahr auf und wird meist bei Routineuntersuchungen zufällig diagnostiziert. Ursachen für diese Form des Diabetes sind Übergewicht und Bewegungsmangel. Typ 2 Diabetes weist eine starke familiäre Häufung auf (Eltern, Geschwister). Eine Insulinbehandlung ist nur selten von Beginn an erforderlich.  

Der viel seltenere Typ 1 Diabetes (ca. 300.000 Erkrankte in Deutschland) beginnt typischerweise im Kindes- und Jugendalter, er kann aber nicht selten erstmals im Erwachsenenalter auftreten.  Der Typ 1 Diabetes beginnt mit typischen Symptomen (starke Gewichtsabnahme, großer Durst, Leistungsschwäche) und muss nach der Diagnose mit Insulin behandelt werden.  

Die dritthäufigste Form des Diabetes kommt bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse vor (akute und chronische Entzündung, operative Verkleinerung oder Entfernung der Bauchspeicheldrüse). 

Therapien bei Diabetes

Das hochqualifizierte Team aus Ärzten, Pflegern und Mitarbeitern stellt sich der Aufgabe:

  • die Lebensqualität der Diabetiker durch eine flexible Therapie zu verbessern,
  • Erkrankungen, die gehäuft bei Patienten mit Diabetes auftreten (Erkrankungen des Herzens und der Gefäße, diabetischer Fuß) zu diagnostizieren und zu behandeln,
  • die für den Diabetes typischen Komplikationen an Augen, Nieren, Nerven zu verhüten und, falls sie auftreten, zu behandeln.

Jeder vierte Diabetes-Patient entwickelt im Laufe seiner Erkrankung Fußläsionen als eine schwerwiegende Komplikation. Der sogenannte diabetische Fuß ist charakterisiert durch schwerheilende offene Wunden an den Füßen. Diese Wunden kommen zustande durch eine diabetes-bedingte Nervenschädigung (Neuropathie), die zum Gefühlsverlust und zur Fehlbelastung der Füße führt. Hinzu kommt oft eine Durchblutungsstörung der Beine. Auslösend für die Entstehung der offenen Wunde des diabetischen Fußes ist in der Regel eine Verletzung. Die Wunden sind häufig durch eine Infektion kompliziert. Bei zu spät einsetzender Therapie sind Amputationen oft nicht zu vermeiden. 

Siehe auch Wundzentrum und Fußambulanz

Oberarzt Dr. Jörn Schmidt und Schwester Jessica dokumentieren den Fußstatus.

Es ist bekannt, dass bei Patienten mit Diabetes Herzinfarkte, Schlaganfälle und Durchblutungsstörungen der Beine 2-3-fach häufiger auftreten als bei Nichtdiabetikern. Zur Verhinderung dieser Erkrankungen ist die Senkung des Blutzuckers nur wenig effektiv. Wirksam ist jedoch die medikamentöse Senkung des erhöhten Blutdrucks auf Werte unter 140/85 mmHg und die Behandlung erhöhter Blutcholesterinwerte mit bestimmten Medikamenten (Statine). Falls bereits Veränderungen an den Herzkranzgefäßen und an den die Beine und den Kopf versorgenden Gefäßen vorhanden sind, sollte zur Blutverdünnung Aspirin gegeben werden.

  • Belastungs-EKG
  • Koronarangiographie
  • Spiral-CT des Herzens
  • Doppler-/Duplex-Sonographie der Beine- und Halsgefäße
  • DSA (Digitale Subtraktions-Angiographie) der Beine zur Darstellung der Becken-und Beingefäße
  • Interventionelle PTCA des Herzens (Dilatation, Stent)
  • Bypassoperation am Herzen
  • Interventionelle PTA  des Beckens und der Beine (Dilatation, Stent) sowie der Halsgefäße
  • Bypassoperation der Beckengefäße und der Beine
  • TEA der Carotiden

Das Auftreten von Veränderungen an Augen (Retinopathie und Maculopathie), Nieren (Nephropathie) und Nerven (Neuropathie) kann durch normnahe Einstellung der Blutzuckerwerte verhindert werden. Dies sollte in der Regel zu HbA1c-Werten von 6,5-7,5% (Blutzucker-Langzeitgedächtnis) führen. Die Wahl des HbA1c-Zielwertes muss immer individuell erfolgen. Es ist insbesondere von Bedeutung, dass dieses Ziel erreicht wird, ohne dass schwere Unterzuckerungen auftreten. Im  Einzelfall können auch höhere HbA1c-Werte ein angemessenes Therapieziel sein. Bei Patienten mit Typ 1 Diabetes kommen die Intensivierte Konventionelle Insulintherapie (ICT) oder die Insulinpumpen-Therapie zum Einsatz. Bei Patienten mit Typ 2 Diabetes kann zu Beginn der Erkrankung das Therapieziel mit Änderung des Lebensstils und Tabletten erreicht. Im späterenStadium sind oft Insulin und Medikamente, die wie Insulin subkutan gespritzt werden (GLP-1 Agonisten) erforderlich. Bei Patienten mit Typ 1 Diabetes und häufigen schweren Unterzuckerungen kann der Einsatz von Sensoren, die im Unterhautfettgewebe den Glukosewert messen, hilfreich sein. Grundlage jeder Therapie des Diabetes ist jedoch die Diabetes-Schulung, die die Patienten in die Lage versetzt, die Grundlagen des Diabetes und seiner Behandlung zu verstehen. Das Klinikum Karlsburg bietet Gruppenschulungen und individuelle Schulungen zu den Grundlagen des Diabetes und zu zahlreichen Einzelthemen an (z.B. ICT, Insulinpumpen, körperliche Aktivität, Ernährung, Hypoglykämie-Wahrnehmungs-Störung, Fuß-Schulung u.a.).

Die Nierenfunktion sollte bei jedem Diabetiker in jährlichen Abständen untersucht werden. 

Diagnostik:

  • Messung des Serumkreatinins und daraus Errechnung der Kreatinin-Clearance 
  • Untersuchung des Urins mit Bestimmung der Mikroalbuminurie/Eiweißausscheidung
  • Ultraschalluntersuchung der Nieren

Therapie: 

  • Konsequente Behandlung des erhöhten Blutdrucks
  • Anlegen eines Dialysezuganges
  • Hämodialyse/Peritonealdialyse bei terminaler Niereninsuffizienz

Siehe auch Nierenerkrankungen

Die Augen sollten bei jedem Diabetiker in jährlichen Abständen untersucht werden. In Karlsburg stehen hierfür erfahrene Augenärzte zur Verfügung. Das Klinikum nutzt für Augenbehandlungen auch die engen Kooperationsbeziehungen zur Universitätsaugenklinik Greifswald. 

  • Sehschärfenbestimmung
  • Spaltlampenuntersuchung der vorderen Augenabschnitte
  • Untersuchung der Netzhaut in Mydriasis
  • Tonometrie (Messung des Augeninnendrucks)
  • Fluoreszenzangiographie
  • Optische Kohärenztomographie (OCT)
  • Messung des Gesichtsfeldes (Perimetrie)
  • Gonioskopie
  • Ultraschalluntersuchung
  • Laserbehandlung
  • Intravitreale Medikamenteneinbringung mit VEGF-Inhibitoren

Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz können Augenerkrankungen frühzeitig erkannt werden.

Derzeit arbeiten Karlsburger Diabetologen gemeinsam mit Greifswalder Augenspezialisten daran, die Retinopathie, eine fortschreitende diabetesassoziierte Erkrankung der Netzhaut des Auges, frühzeitig und umfassend zu erkennen. Sie nutzen dafür in einem Studienprojekt künstliche Intelligenz. Je eher die Erkrankung erkannt wird, desto besser stehen die Chancen, schwere Krankheitsverläufe zu limitieren und Erblindungen zu verhindern.